Gebäudeversicherung Prämienentwicklung

Gebäudeversicherung Dortmund: Welche Faktoren fließen in die Prämienentwicklung ein?

Gebäudeversicherung Prämienentwicklung: Die Prämienentwicklung in der Sparte (Wohn-) Gebäudeversicherung wird durch viele Faktoren beeinflusst. in diesem Beitrag erläutern wir die wichtigsten davon.

Baupreisindex

Der Baupreisindex zeigt die Entwicklung der Baupreise für Neubauten und Instandhaltungen an, wobei ein Basisjahr (1914) als Bezugspunkt dient. Die jährlichen Indexwerte veröffentlicht dabei das Statistische Bundesamt.

Für Gebäudeversicherungen wird der Wert von 1914 als Ausgangspunkt verwendet. Der Wiederherstellungswert eines Gebäudes wird jährlich angepasst, um die aktuelle Entwicklung der Baukosten zu berücksichtigen. Dadurch wird sichergestellt, dass im Schadensfall tatsächlich der Betrag bereitgestellt wird, der für Reparatur oder Neubau nötig ist.

Die Entwicklung des Baupreisindex zeigt in den letzten Jahren einen deutlichen Anstieg. So lag der Index beispielsweise 2014 bei 1289,40 und stieg bis 2023 auf 1961,40. Für 2024 liegt die Prognose bei einem Wert von 2134,50.

Zur Umrechnung des Werts von 1914 auf den aktuellen Euro-Wert gilt die Formel: Wert 1914 x aktueller Baupreisindex : 100. Beispielsweise entsprechen 20000 Mark aus dem Jahr 1914 einem Wert von 392280 € im Jahr 2023.

Gleitender Neuwertfaktor

Der gleitende Neuwertfaktor wird verwendet, um die Versicherungsbeiträge anzupassen, ähnlich wie der Baupreisindex. Wenn der Wert Ihres Gebäudes steigt, erhöhen sich auch die Kosten, die der Versicherer im Schadensfall tragen muss. Diesen Faktor berechnet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) jährlich neu und passt ihn entsprechend an.

Der gleitende Neuwertfaktor wird auch “Anpassungsfaktor” oder “Prämienfaktor” genannt. Zur Berechnung verwendet man zwei Indizes:

– **Baupreisindex für Wohngebäude (80 %)**
– **Tariflohnindex für das Baugewerbe (20 %)**

Jedes Jahr am 1. Januar wird der Faktor für die kommende Versicherungsperiode angepasst, basierend auf den Änderungen des Baupreisindex im Mai und des Tariflohnindex im April des Vorjahres. Bei einem Totalschaden, wie etwa durch einen Brand, müssten Sie die Baumaterialien und Arbeitskosten zu aktuellen Preisen bezahlen. Da die meisten Schäden jedoch Reparaturen sind, berücksichtigt der Tariflohnindex zusätzlich die steigenden Arbeitskosten.

Der gleitende Neuwertfaktor stellt sicher, dass die Versicherungsbeiträge die steigenden Bau- und Lohnkosten abdecken.

**Beispiel zur Berechnung der Beitragserhöhung:**

Angenommen, Sie zahlten 2022 eine Prämie von 500 €. 2023 stieg der Anpassungsfaktor um 14,73 %, wodurch der Beitrag auf etwa 573,65 € anstieg. Für 2024 steigt der Faktor um weitere 7,52 %, sodass der Beitrag auf 616,79 € steigt.

Das Prinzip der Unterversicherung

Wenn Ihr Haus komplett zerstört wird, bekommen Sie nicht unbedingt den vollen Versicherungsbetrag ausgezahlt. Das liegt an einer möglichen sogenannten Unterversicherung.

Unterversicherung bedeutet, dass der Wert Ihres Hauses höher ist als die Summe, für die es versichert ist. Zum Beispiel: Wenn Ihr Haus 500.000 Euro wert ist, Sie es aber nur für 450.000 Euro versichert haben, dann sind nur 90 % abgedeckt. Im Schadensfall erhalten Sie auch nur 90 % der Kosten, also bei einem Schaden von 100.000 Euro nur 90.000 Euro. Den Rest müssen Sie selbst bezahlen.

Um diese Lücke zu vermeiden, sollten Sie bei Vertragsabschluss sicherstellen, dass die Versicherungssumme korrekt ermittelt ist. Dann verzichtet die Versicherung auf die Prüfung einer Unterversicherung und zahlt den vollen Schadensbetrag.

Wenn der Wiederaufbau teurer wird, als ursprünglich berechnet, übernimmt die Versicherung die Mehrkosten – vorausgesetzt, Sie bauen das Haus ähnlich wie vorher wieder auf. Zusätzliche Erweiterungen wie ein Schwimmbad sind nicht abgedeckt. Der berechnete Wert ist also nur ein Richtwert, da die tatsächlichen Kosten von vielen Faktoren abhängen.

Umweltfaktoren und Extremwetter

Im Jahr 2022 richteten die drei Stürme Ylenia, Zeynep und Antonia in kurzer Abfolge große Schäden an, die 1,25 Milliarden Euro kosteten. Das machte sie zu den drittstärksten Winterstürmen seit 2002.

Auch 2023 stellte ein Rekordjahr für das Klima in Deutschland dar. Die globalen Luft- und Wassertemperaturen waren so hoch wie nie zuvor. Im Mittelmeerraum waren die Wassertemperaturen um 5 bis 6 Grad höher, was zu mehr Verdunstung und Rekord-Niederschlägen in Europa führte. Im Frühjahr gab es besonders viel Regen: Der März war der elftnasseste und der April der regenreichste seit 2008. Bis Ende August fielen durchschnittlich 2,4 Liter Regen pro Quadratmeter und Tag – der höchste Wert seit über 15 Jahren.Gebäudeversicherung Prämienentwicklung Elementar

Die größten Unwetter 2023 waren die Tiefs Lambert im Juni und Denis im August. Die Schäden durch Tief Denis werden auf etwa 900 Millionen Euro geschätzt.

Die letzten Jahre zeigen, dass extreme Wetterereignisse häufiger werden, während die Baukosten weiter steigen. Eine Grafik des Gesamtverbandes der

 

Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) zeigt die Entwicklung der Schadensausgaben für Naturkatastrophen von 1973 bis 2022. Besonders sticht das Jahr 2021 hervor, das mit 4,3 Milliarden Euro das teuerste Jahr für Naturkatastrophen war. Auch 2022 war mit 4,3 Milliarden Euro ein leicht überdurchschnittliches Jahr.

Inflation und die Auswirkungen

Im Abschnitt Baupreisindex weiter oben, wurde der Begriff des Baupreisindix und dessen Relevanz für die Wohngebäudeversicherung bereits benannt. Aufgrund der hohen Inflation der jüngeren Verganheit steigt dieser Index weiter stark an. Auch für die Versicherungsunternehmen ist die extreme Inflationsrate ein eine echte Herausforderung.

Seit Juli 2021 befindet sich die Inflation in Deutschland auf einem Rekordniveau und kommt gerade erst wieder auf das gewohnte und sinnvolle Niveau zurück. Im Vergleich zum Vorjahr sind zudem die Preise für Mineralölprodukte und andere energieerzeugende Rohstoffe wie beispielsweise Gas extrem gestiegen. Durch den Krieg in der Ukraine wurde diese Entwicklung weiter verstärkt. Infolgedessen stieg die Inflation im Jahr 2022 mit einem Durchschnittswert auf 6,9 Prozent an. Einen solch hohen Durchschnittswert gab es zuletzt in den Nachkriegsjahren in der deutschen Volkswirtschaft.

Zu Anfang des Jahres 2023 zeigte sich noch immer ein hoher Anstieg der Preise im Vergleich zum Vorjahr. Hierdurch besteht Handlungsbedarf für die Versicherer, denn sie sind mit steigenden Belastungen durch die entstandenen Schäden konfrontiert. Die Summen, die zur Schadenregulierung nötig sind, erhöhen sich immens durch die starken Preissteigerungen. Diese Steigerungen betreffen vor allem die Baupreise, etwa für Material und Handwerker und gilt sowohl für Reparaturen als auch für die Kosten für den Neubau.

Ursachen der Preissteigerungen

Warum die Baukosten so stark gestiegen sind und welche Auswirkungen das auf die Wohngebäudeversicherungen hat:

1. **Steigende Materialkosten**:

Die Preise für Baustoffe sind in diesem Jahr stark gestiegen. Besonders betroffen sind mineralische Materialien wie Zement (+41,7 %) und Kalk (+39,7 %). Die Preise für Dachziegel, Beton und Bausand sind ebenfalls deutlich höher. Holz ist zwar günstiger geworden, kostet aber immer noch mehr als 2021. Insgesamt sind fast alle Baustoffe teurer geworden. Hauptgründe dafür sind höhere Energiekosten, Materialengpässe und Lieferprobleme.

2. **Energiepreise**:

Die Kosten für Erdgas und Strom in der Industrie sind im Vergleich zum Vorjahr gesunken, liegen aber immer noch über dem Niveau von 2021.

3. **Mehr Nachfrage als Angebot im Bauwesen**:

Seit 2022 gibt es weniger Neubauten, aber es werden immer noch mehr Bauprojekte genehmigt als fertiggestellt. Dieser Rückstand, auch Bauüberhang genannt, führt dazu, dass die Preise für Bauleistungen steigen, weil die Nachfrage das Angebot übersteigt. Zusätzlich erhöhen sich die Baukosten durch steigende Löhne, da es an Fachkräften mangelt.

4. **Auswirkungen auf Versicherungen**:

Wegen der steigenden Baukosten müssen auch die Wohngebäudeversicherungen teurer werden. Für bestehende Verträge, die regelmäßig angepasst werden, bedeutet das eine Erhöhung um 7,52 %. In einigen Fällen wird es zusätzliche Anpassungen geben.

5. **Schaden-Kosten-Quote der Versicherungen**:

Die sogenannte “Combined Ratio” zeigt, ob Versicherungen Gewinne oder Verluste machen. In den letzten Jahren lagen die Schadens- und Kostenquoten oft über 100 %, was bedeutet, dass die Versicherer Verluste machen. Besonders im Jahr 2021 waren die Verluste hoch.

6. **Warum die Beitragserhöhungen nötig sind**:

Die Versicherungen müssen die höheren Baukosten und Schadensausgaben ausgleichen. Wenn eine Person zum Beispiel 500 € pro Jahr für eine Versicherung zahlt und einen Schaden von 5.000 € hat, dauert es mehr als zehn Jahre, bis die Versicherung diesen Verlust wieder ausgeglichen hat. Deshalb müssen die Versicherungsbeiträge steigen, um die Verluste auszugleichen.

Zusammengefasst: Die Kosten für Baumaterialien und die Nachfrage nach Bauleistungen steigen, was auch die Versicherungsbeiträge in die Höhe treibt. Versicherungen müssen mehr verlangen, um Verluste durch höhere Schadenszahlungen und Baukosten zu decken.

Mit welchen Beitragsanpassungen müssen Sie rechnen?

Die Schaden-Kosten-Quote gibt Aufschluss über die Schaden- und „Kosten“-Intensität der Sparte Gebäudeversicherung. Solange diese Combined Ratio unter 100 % liegt, hat das jeweilige Versicherungsunternehmen einen positiven Ertrag, erzielt also Gewinne. Betrachtet man jedoch den Verlauf der letzten Jahre, fällt auf, dass die Branche in den letzten 10 Jahren bei durchschnittlich 117,7 % lag. Insbesondere im Jahr 2021 lagen Sie deutlich in der Verlustzone und in den Jahren 2016 bis 2017 und 2019 bis 2020 nur geringfügig im positiven Bereich.

Neben dem jährlichen Anpassungsfaktor (gleitender Neuwert) gab es in den zurückliegenden Jahren vereinzelt zusätzliche Prämienerhöhungen durch einzelne Versicherer. Im Zuge der vorgenannten Entwicklung werden etliche Versicherungsunternehmen in diesem Jahr deutliche Erhöhungen durchführen müssen.

Wichtig dabei ist zu wissen:

Versicherung ist immer ein Risikoausgleich im Versichertenkollektiv. Dies hört sich wenig aussagekräftig an, bedeutet aber im Klartext: Ein Versicherer schaut nicht auf einzelne Verträge, sondern auf die Summe aller Verträge.

Angenommen, Sie als Kunde zahlen 500 € Jahresnettobeitrag für Ihre Versicherung. Erleiden Sie einen zu regulierenden Schaden in Höhe von 5.000 €, muss der Versicherer Ihre Prämie über mehr als 10 Jahre (weitere unternehmerische Kosten) ohne weiteren Schaden einnehmen, um in den positiven Bereich zu kommen. Würde der Versicherer Ihren Vertrag einzeln, also isoliert betrachten, so würde der Versicherer Ihnen kein Angebot zu einer Versicherung unterbreiten können. Da er aber nicht nur Ihren Vertrag, sondern beispielsweise 20 zu gleichen Konditionen versichert hat, nimmt er in diesem Rechenbeispiel pro Jahr 10.000 € an Prämien ein und hat durch den Schaden, der für Sie reguliert wird 5.000 € Aufwand. Es verbleiben also grob € 5.000 an Ertrag für den Versicherer.

Wenn in diesem Kollektiv der 20 Verträge jedoch der Schadenaufwand größer wird, als die Prämieneinnahmen, kann der Versicherer dies in einzelnen Jahren wirtschaftlich tragen, allerdings nicht dauerhaft. In den letzten Jahren hat nun sowohl die Schadenhäufigkeit zugenommen, wie auch die durchschnittliche Schadenhöhe, so dass dieses Kollektiv aktuell in der Gebäudeversicherung leider nicht mehr gewinnbringend ist.

Unter dem Strich steht somit: Die Erhöhung der Baupreise begründet den Anstieg des Anpassungsfaktors um 7,52 Prozent. Darüber hinaus sind die Schadenzahlungen der Versicherer so hoch, wodurch die Sparte Wohngebäude immer noch rote Zahlen schreibt. Eben dieser Anteil ist im Index nicht berücksichtigt. Dadurch sind Versicherer gezwungen, zusätzlich eine Beitragserhöhung zu verlangen.

Weitere Informationen zu diesem und anderen Themen erhalten Sie direkt bei uns, Ihr Versicherungsmakler Dortmund!